B. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — 3. Belgien. 357
3. Niederbelgien. Im flämischen Nordlande, mit Ausnahme der Campine
längs der holländischen Grenze ein Fruchtgarten, blüht in Westfiandern der zur
Hansezeit berühmte Handelsplatz Brügge (55) nach Anlage eines 8 m tiefen See-
kanals (Hafen Zeebrügge) von neuem auf und tritt in Wettbewerb mit der Erbin
seines alten Handels, dem einzigen belgischen Seehafen an der Küste, der Stadt
Ostende (45). Diese ist ein stark besuchtes, vornehmes Seebad, Sitz der Hochsee-
fischerei und Vermittlerin des lebhaften Personenverkehrs nach und von London
199. Rathaus und Markt von Antwerpen und die untere Scheide.
Die Stadt, im 16. Jahrhundert erster Welthandelsplatz, wurde, weil sie unter spanischer Herrschaft stand,
durch die Niederländer von der See abgesperrt. Der Handel verfiel, erwachte jedoch unter Napoleon I.
zu neuer Blüte. Unter belgischer Herrschaft ist die Bedeutung Antwerpens stetig gewachsen. — Das Rat-
haus, im 16. Jahrhundert erbaut, zählt zu den herrlichsten Bauwerken des klassischen Renaissancestils.
und Dover. In Ostflandern liegt an der nördlichen Schlinge der Schelde Gent
(170), seit alters der Hauptsitz der flandrischen Wollindustrie, heute wichtig durch
Baumwoll- und Leinenweberei. An der weit aufwärts schiffbaren Westerschelde ist
das stark befestigte Antwerpen (325, Bild 199), obgleich es 75km vom Meere ent-
fernt liegt, durch Abdämmen der Osterfchelde zur Flutzeit für die größten Schiffe er-
reichbar und durch gute Land- und Wasserstraßen mit dem Binnenlande verbunden.
Es wurde der erste Einfuhrplatz des Landes, der Hauptmarkt für den Handel mit
dem Kongo, der wichtigste Ausfuhrhafen des rheinisch-weftfälifchen Jndustriebezirks,
der Auswandererhasen für West- und Süddeutschland. Antwerpen entwickelt sich zu
einem großen deutschen Geschäftsplatz im Auslande. Mit Hamburg streitet
es um den Vorrang, der verkehrreichste Hafen des europäischen Festlandes zu sein.
Seit 1908 ist Belgien im Besitze eines Koloniallandes, des Kongostaates.
Übersicht über die größeren Städte in Tausenden (1910). § 241.
Hochbelgien: Lüttich . 175 Verviers 50 Namur 35 Charleroi 30 Möns 30
Mittelbelgien: Brüssel mit Vororten. 720 Löwen 45
Niederbelgien: Antwerpen325 Gent . 170 Brügge55 Ostende 45
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49
Belgien.
Das Königreich Belgien.
(Band Europa, § 265—276.)
30 Taus, qkm ( = Pommern), 7 Mm. Einw. (Pommern n'ur 13/4), dichtest bevölkerter Staat
Europas: 243 Einw. auf 1 qkm (Pommern 60, Deutschland 120, aber Königreich Sachsen 320!)
I. Das Land.
1. Lage, Grenzen, Küste, Klima, a) Lage ungemein günstig als das Herz §41
des westlichen Mittel-Europas. Zwischen welchen 3 Großstaaten? Altes Durch-
gangsland, schon früh blühend durch den Verkehr mit den italienischen Städten.
(Erst Brügge, dann Antwerpen größter Stapelplatz nördlich der Alpen.) d) Gren-
zen nach der Karte! c) Küste ungünstig; flache Dünenküste, d ) Klima ozeanisch.
2. Aufbau des Bodens, a) Das belgische Bergland oder Hochbelgien bildet
die Fortsetzung der Eisel und des Hohen Venn: Die Ardenneu, vielfach be-
waldet (Roland Schildträger!), dünn bevölkert. Am Nordsaume der Ardennen
(beiderseits der Maas) ausgedehnte Kohlen- und Erzlager, die Fortsetzung
des Aachener Lagers. Großartige Eisenverarbeitung, besonders in Lüttich, O.
Ungemein dichte Bevölkerung.
b) Das belgische Hügel- und Flachland oder Niederbelgien, das sehr dicht
besiedelte Flußgebiet der Schelde (Brabant und Flandern). Großer Seeverkehr
durch die (niederländische) Westerschelde; Antwerpen neben Hamburg erster
Seehafen des Festlandes. — Niederbelgien ist fast überall sehr fruchtbar und
wohl angebaut, die „zweite Lombardei". Ackerbau und Viehzucht blühen. Dazu
von alters her ungemein lebhafte Weberei. Brüsseler und Brabanter Spitzen
und Teppiche. Die alten Städte haben reiches mittelalterliches Gepräge, be-
sonders Brügge. -
3. Städte. Hst. Brüssel G, mit schönen Bauten und großartiger Industrie, ein „Klein-
Paris". Hauptgewerbe uoch immer die Spitzenklöppelei. — Welche 3 Schlachtorte liegen
südlich vou Brüssel? 1815! — Antwerpen A, Festung, an? Zur Flutzeit kommen sogar Schiffe
mit 10 m Tiefgang hinauf. Großartiger Handel, aber zur Hälfte Durchgangshandel (was heißt
das?): Getreide, Wolle, Baumwolle. Auswandererhafen. Im Museum Gemälde der berühmten
Maler Rubens und van Dyk (san deik). Brügge fj, früher neben Venedig Mittelpunkt des
Welthandels. Herrliche alte Bauten, teils leerstehend! Durch Versandung des alten Kanals
eine stille Stadt geworden. Jetzt neuer, tiefer Seekanal. Gent H, an? Mittelpunkt der
Weberei. Ostende I, an der versandeten Dünenküste, vornehmes Seebad. Überfahrt nach
England, 4 Stunden. Im Kohlen- und Eisengebiete Lüttich mit großen Waffenfabriken.
Ii. Das Volk und seine wirtschaftlichen Leistungen.
1. Das Volk. Nördlich von Brüssel wohnen die niederdeutschen Flameu (Vlaemen, reichlich 8 42
V2 der Bevölkerung), südlich die französisch sprechenden Wallonen. Fast alle sind katholisch.
Kein Schulzwang, daher Schulbildung wesentlich geringer als in Holland; siehe Abb. 2, §4!
2. Wirtschaftliches. Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind hervorragend
günstig. Im Verhältnis zu seiner Größe steht Belgien an erster Stelle
in Europa mit seinen Ackererträgen, seiner Rindviehzucht (berühmt
die breiten, belgischen Pferde), seiner Eisen-, Zink- und Bleigewinnung
und seinem Eisenbahnnetz, an zweiter Stelle mit seiner Kohlenge-
winnung, seiner Industrie und seinem Handelsumsatz. Das Land ist
Harms-Sieverts Erdkundliches Lernbuch für Mittelschulen. Ii. Teil. 4
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Extrahierte Ortsnamen: Belgien Belgien Europa Pommern Pommern Europas Pommern Deutschland Sachsen Lüttich Hügel- Niederbelgien Brabant Flandern Westerschelde Hamburg Niederbelgien England Lüttich Holland Belgien Europa
390
Dritte Periode der Neuzeit.
bauten angelegt, welche sich den größten aller Zeiten würdig zur Seite stellen können. Außer den prachtvollen Kunststraßen über die Alpen erwähnen wir den Schienenweg über den Sömmering, den Tunnel in London, die Eisenbahnröhrenbrücke über die Menaistraße nach Anglesea, die Überbrückung der Lagunen von Venedig und den Trollhättakanal in Schweden. Ein Tunnel durch den Mont Cenis verbindet Frankreich mit Italien, der Sankt-Gotthard-Tunnel stellt die kürzeste Schienenstraße zwischen Deutschland und dem Mittelmeer her. Die Landenge von Suez ist durchstochen, und der Suezkanal verkürzt den Weg von Europa nach Indien. Die gewaltige Pacisic-Eisenbahn verbindet den Westen mit dem Osten Nordamerikas.
Die Künste traten mit den Wissenschaften in regen Wetteifer. Auf dem Gebiete der Baukunst hat das 19. Jahrhundert Bedeutendes geleistet (§. 32, 4). Der Kölner Dom, das herrlichste Denkmal gotischer Baukunst, ist 1880 vollendet worden, das Münster in Ulm wird vor dem Versall bewahrt, die Hohenzollernburg, Marienburg und viele andere Burgen des Mittelalters wurden wieder hergestellt. Prächtige Kirchen und andere öffentliche und Privatbauten sind Zeugen eines hochentwickelten Kunstsinnes und gesteigerten Wohlstandes. Unter den Bildhauern der neuesten Zeit verdienen der Italiener Canova, der Däne Thorwaldsen, dessen Christus und die zwöls Apostel die Frauenkirche zu Kopenhagen schmücken, der Franzose David, der Engländer Flaxman, die Deutschen Dann ecker in Stuttgart, Ioh. Gottsr. Schadow , Tieck, Rauch, Riets chel, Kiß, Drake, Bläser aus Köln in Berlin, Schwanthaler in München, Johannes Schilling, der Schöpser des Nationaldenkmals auf dem Niederwald, in Dresden, die Brüder Cauer in Kreuznach besondere Erwähnung. Die deutsche Malerei folgte zunächst der romantischen, später teilweise der realistischen Richtung und wurde durch Peter v. Cornelius, Friedr. Overbeck, Fr. W. Schadow, Jul. Schnorr v. Carolsfe ld an den seit Anfang des 19. Jahrhunderts hervortretenden Kunstschulen zu neuer Blüte geführt. An der 1808 gegründeten und durch den kunstsinnigen König Ludwig I. (§. 32, 4) geförderten Münchener Kunstschule wirkten Cornelius und Schnorr, dann Wilh. v. Kaulbach, Heinr. Heß, Moritz v. Schwind, in der jüngsten Zeit der Geschichtsmaler Karl v. Piloty, der schwermütige Gabriel Max, der Bildnismaler Franz Lenbach, der Landschaftsmaler Karl Rottmann, der Sittenmaler Franz Defregger u. a. Der Düsseldorfer Kunstschule gehören an: die Meister kirchlicher Malerei Jul. Hübner und Ernst Deger,
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Extrahierte Personennamen: Christus Apostel David David Gottsr Schadow Tieck Schwanthaler Johannes_Schilling Peter_v Cornelius Overbeck W._Schadow Schnorr Ludwig_I. Cornelius Schnorr Moritz_v Schwind Karl_v Karl Piloty Max Max Franz_Lenbach Franz Karl_Rottmann Karl Franz_Defregger Franz Ernst_Deger Ernst
Extrahierte Ortsnamen: London Venedig Schweden Frankreich Italien Deutschland Suez Europa Indien Nordamerikas Ulm Hohenzollernburg Marienburg Kopenhagen Stuttgart Drake Berlin Niederwald Dresden Kreuznach Kaulbach
79 Das Königreich Belgien.____§_182
platz nördl. der Alpen); aber auch ein Hauptschlachtfeld Europas (Belle
Alliance, Liguy u.a.m.). d) Grenzen nach der Karte! c) Küste ungünstig;
flache Dünenküste. 6) Klima ozeanisch.
2. Aufbau des Bodens, a) Das belgische Bergland oder Hochbelgien, vom
Flachland durch die Maas-Sambre-Linie geschieden, bildet die Fortsetzung der
Eifel und des Hohen Venn: Die Ardennen, eine breitbuckelige Hochfläche, wegen
Fehlens der Vulkane noch eintöniger als die Eifel, mit Sümpfen und Mooren; in
den urwaldähnlichen Buchen- und Eichenwäldern Wildschweine und Wölfe; dünn
bevölkert. Die tief eingeschnittenen Täler, namentlich auch das Maastal wildroman-
tisch mit vielen Höhlen. Am Nordsaume der Ardennen (beiderseits der Maas und
Sambre) ausgedehnte Kohlen- und Erzlager (Eisen, Zink, Blei, Antimon), die
Fortsetzung des Aachener Lagers. Großartige Eisenverarbeitung, besonders in
Lüttich, ferner in Namnr, Eharleroi, Möns usw. Ungemein dichte Bevölkerung.
b) Tas belgische Hügel- und Flachland oder Niederbelgien, das sehr dicht
besiedelte Flußgebiet der Schelde (Brabant und Flandern). Großer Seeverkehr
durch die (niederländische) Westerfelde; Antwerpen neben Hamburg erster
Seehafen des Festlandes. — Niederbelgien ist fast überall sehr fruchtbar und wohl
angebaut, die „zweite Lombardei". Ackerbau und Viehzucht blühen. Dazu von alters
her ungemein lebhafte Weberei. Brüsseler und Brabanter Spitzen und Teppiche.
Die alten Städte haben reiches mittelalterliches Gepräge, besonders Brügge.
Städte in Belgien.
(9 Provinzen, nämlich 4 flämische im Tieflande: Limburg, Antwerpen, Ostflandern, West-
flandern; 4 wallonische im Hügel- und Gebirgslande: Hennegau, Namur [uamül)r], Lüttich
und Luxemburg; 1 gemischte: Südbrabant snordbrabant ist eine holländische Provinz^.)
1. In Südbrabaut die Hst. Brüssel, srauz. Bruxelles d, an der Grenze des Hügel- und Flach-
landes, auf der Sprachscheide. Die vornehme Oberstadt spricht vorwiegend wallonisch
(französisch), die enge, industrielle Unterstadt flämisch (deutsch). Schöne mittelalterliche
Bauten, z. B. das Rathaus, aber auch prächtige moderne Gebäude; der Sitz von Kunst,
Wissenschaft und Industrie (daher „Klein-Paris"). Hauptgewerbe immer noch die Spitzen-
klöppelei („Brüsseler und Brabanter Spitzen"), Teppichwirkerei, Tuch- und Baumwoll-
Weberei, Kanalverbindung mit der Schelde und dem Kohlengebiet von Charleroi (scharlroä).
Südl. die Schlachtörter Belle Alliance und Waterloo (18. Juni 1815) und Ligny
(16. Juni 1815). — Ostl. die Universitätsstadt Löwen G.
2. In den flämischen Provinzen (Flachland). Nördl. von Brüssel Mecheln ß, Erzbischos-
sitz. — Antwerpen, franz. Anders, sprich anwers! A, starke Festung an der fast ganz schiff-
baren Schelde; zur Flutzeit kommen sogar Seeschiffe mit 10 m Tiefgang hinauf nach A.
Neben Hamburg der 1. Seehafen des Festlandes, mit großartigem Handel (aber zur Hälfte
Durchgangshandel): Getreide, Wolle, Baumwolle. Auswandererhafen. A. ist reich an
hervorragenden mittelalterlichen Bauten (z. B. die Kathedrale). Im Museum Gemälde der
berühmten Maler Peter Paul Rubens und Anton van Dyck (san deik). — Gent G, an der
Schelde, Hauptort der belgischen Baumwollindustrie. Zahlreiche Flußarme der Schelde,
Kanäle und Brücken. — Brügge ß, früher neben Venedig der Mittelpunkt des Welthandels.
Durch Versandung eine stille Stadt geworden. Herrliche alte Bauten (teils leerstehend!),
malerische Tore, Gassen und Giebel machen Brügge zur mittelalterlichsten belgischen Stadt.
Ein neuer, tiefer Seekanal zur Nordsee beginnt neues Leben zu erwecken. — Ostende Q,
an der versandeten Dünenküste, stark besuchtes, vornehmes Seebad. Fischerei. Als Handels-
Hafen ohne Bedeutung. Überfahrt nach England 4 Stunden.
3. In den wallonischen Provinzen (Hügel- und Gebirgsland, mit Ausnahme des westl.
Hennegau). Zahlreiche Industriestädte ersten Ranges (Kohlen, Eisen, Zink, Blei): Möns
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§ 7. Die Apennin-Halbinsel.
39'
Seit 1871 ist Rom (540) die Hauptstadt des Königreiches Italien. Die
Stadt ist uralt. Sie wurde etwa 700 Jahre vor Christi Geburt gegründet
und war im Altertum und im Mittelalter die erste und mächtigste Stadt
der damals bekannten Welt. Sie erhebt sich auf elf Hügeln zu beiden
Seiten des'' Tibck^s.
Än die Römerzeit erinnern die Überreste vieler herrlicher Bauwerke
(Kapitol, Forum Romannm, Triumphbogen des Konstantin, Kolosseum). Aus
dem Mittelalter stammt die Peterskirche. Sie ist ein Wunderwerk der
Baukunst. Herzliche Gemälde berühmter italienischer Maler schmücken das
Innere des Domes. Den 60000 qm großen Platz vor der Peterskirche
fassen dreifache Säulengänge ein. Rom ist der Mittelpunkt der katholischen
Kirche und Sitz des Papstes (Vatikan). Der Palast des Königs ist der
Quirinal (Bild 21).
Vor den Toren Roms liegen die Katakomben, unterirdische Grab-
stätten, deren Gange zusammen eine Länge von 1000 km haben. Der Hafen
von Rom ist Civita Veechia ftschiwita rocffia].
Die volkreichste Stadt Italiens ist Neapel (725). Sie steigt von der
gleichnamigen) prachtvollen Bucht halbkreisförmig auf (Buntbild). Der Vesuv
mit seiner Dampskrone, das Häusermeer und das tiefblaue Wasser des Golfes
gewähren einen bezaubernden Anblick. Vor dem Golf von Neapel liegen
mehrere Inseln, unter denen Jschia und Capri (Blaue Grotte) die größten
sind.
An der Ostküste ist Brindisi (das alte Brundisium) zu einer wichtigen
Hasenstadt wieder aufgelebt. Es vermittelt den Verkehr mit dem Orient und
ist der Endpunkt der wichtigen Verkehrslinie London—simplon—brindisi.
Aus Sizilien sind die wichtigsten und volkreichsten Hafen- und Handels-
Plätze Palermo (340), Catänia (210) und Mcssma (125). Letzteres wurde 1908
durch ein Erdbeben völlig zerstört, wird aber wieder neu aufgebaut.
Iii. Unteritalien und die Inseln.
6. Einige statistische Nachweise (1910):
Kriegsflotte 300 Fahrzeuge,
davon 45 Panzerschiffe.
Handelsflotte 5300 Fahrzeuge,
davon 600 Dampfer.
Eisenbahnen 17 000 km.
Einfuhr aus Deutschland: Steinkohlen,
Roheisen, Weizen, Kleiderstoffe, Lokomo-
tiven, Maschinen, Fahrräder, Eisenbahn-
schienen, -achsen, -räder, Nähmaschinen,
Gold- und Silberwaren u. a. Wert 1910:
Roheiseugewiunuug 210000 t
Steinkohlengewinnung 555000 t.
Ausfuhr nach Deutschland: Hanf,
Mandeln, Obst, Weintrauben, Rohseide,
Apfelsinen, Zitronen, Faßwein, Marmor,
Schwefel u. a. Wert 1910: 280 Mill.
Mark.
330 Mill. Mark.
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Extrahierte Personennamen: Christi Civita_Veechia
Extrahierte Ortsnamen: Rom Italien Peterskirche Vatikan Rom Italiens Neapel Neapel Capri Brindisi Sizilien Palermo Catänia Unteritalien Deutschland Deutschland Rohseide
— 194 —
Zucker, Tee, Baumwolle, Kakao, Zimt, alle Arten Gewürze u. a. Auch
wir bezogen unsere Kolonialwaren von Holland her, und die Nieder-
lande spielen in Bezug auf den Handel die Vermittlerrolle zwischen
ihren Kolonien und den Ländern Mitteleuropas. Heute haben
wir selbst eine bedeutende Handelsflotte und sind nicht mehr aus ein
anderes Land angewiesen, damit es uns besagte Waren liefere. (Weitere
Gründe angeben!)
Das alles brachten also Fahrzeuge nach dem Mutterlande Holland.
Dazu waren Häfen nötig, in deren Anlagen die Schiffe hineinfahren
konnten, um ihre Waren zu löschen. Und so finden wir an Hollands
Küste oder in ihrer Nähe wichtige Handelsplätze. Die bekanntesten
sind Amsterdam und Rotterdam. Sie haben etwa die gleiche Be-
deutung. Wenigstens wetteifert Rotterdam mit Amsterdam, wobei jenem
zustatten kommt, daß es der Ausfuhrhafen des gesamten Rhein-
gebietes ist.
Amsterdam ist gleichzeitig die Hauptstadt der Niederlande. Sie
liegt am Südufer des I, eines nach Nordwesten tief einschneidenden
Meerbusens der Zuidersee. Sie hat 580 000 Einwohner. Amsterdam
hat in dieser geschützten Bucht der Zuidersee eine außerordentlich günstige
Lage. Die Erbauung der Stadt hat freilich namenlose Mühe und
Geldopfer gekostet. Amsterdam und seine ganze Umgebung war früher ein
großer Sumpf, mit Schilf und Gebüsch bestanden. Tausende und aber
Tausende von Baumstämmen (Eichen) wurden in den Morast
hineingetrieben, um einen festen Untergrund zu schaffen. Der König-
liche Palast allein steht auf vielen Tausenden von eingerammten
Baumstämmen. Man legte Kanäle an, um dieses Gebiet zu entwässern.
Noch heute durchziehen die Stadt eine große Reihe von künstlichen Waffer-
wegen, die von Dämmen mit Baumreihen begleitet werden. Dahinter liegen
die großen Kaufhäuser. Die Kanüle werden von Schiffen aller Art
belebt. In den ausgedehnten Hafenanlagen finden viele Handels-
schiffe Platz zum Löschen von Waren bzw. zur Aufnahme von Erzeugnissen
aus dem Heimatlande. Der Nordholländische Kanal und der Nord-
seekanal verbinden Amsterdam mit der Nordsee. Sie kürzen den Weg
zum Meere ab und mindern die Gefahren, welche für die Schiffe durch die
in der Zuidersee oft wochenlang anhaltenden Stürme gegeben sind. Auch
zu den Armen des Rheins führen Kanäle. — Amsterdam hat eine Uni-
versität und sonst bedeutsame Gebäude, wie das Rathaus (alter
Prachtbau), dasreichsmuseumunddieschisfahrtsschule. Jmreichs-
museum sind u. a. die Werke berühmter Maler Hollands, Gemälde
von Rubens, Rembrandt, Holbein, van Dyk u. a., ausgestellt. In
der Schiffahrtsschule werden die künftigen Seefahrer ausgebildet.
(Welche Einrichtungen werden dort zu finden sein?) Ein eigenartiger
Erwerbszweig spielt für Amsterdam eine große Rolle: die Diamant-
schleiserei. Die kostbaren Steine, welche dort geschliffen werden, ehe
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Extrahierte Personennamen: Rubens Rembrandt Holbein
Extrahierte Ortsnamen: Holland Mitteleuropas Holland Hollands Amsterdam Rotterdam Rotterdam Amsterdam Amsterdam Niederlande Amsterdam Amsterdam Amsterdam Rheins Amsterdam Hollands Amsterdam
Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
316
konnte. Sie war das Werk des wackeren Nürnberger Bürgertums. Joh. Scharrer brachte das Unternehmen in Gang, Platt-ner verschaffte das Aktienkapital von 175 000 Gulden, der Ingenieur Paul Denis leitete den Ban. Die Behörden zeigten sich wenig günstig, weil sie für den Ludwigs-Kanal fürchteten; die Ausbacher Regierung kaufte nur zwei Aktien zu 100 Gulden. Erst als die Unternehmer auf den schlauen Gedanken kamen, ihren Schienenweg Ludwigsbahn zu nennen, wurde die amtliche Welt etwas freundlicher. Groß war der Jubel, als am 7. Dezember 1835 der erste Bahnzug unter Kanonendonner abfuhr; ein Denkstein und ein Geschichtsthaler verherrlichten „Deutschlands erste Eisenbahn mit Dampfwagen". Aber mit dieser kleinen, nur für Personen bestimmten Stadtbahn, die sich bald mit 6 o/o verzinste, war die Frage nach der Möglichkeit großer Eisenbahnen noch nicht beantwortet.
Alle diese wohlgemeinten Entwürfe waren doch nur auf das Wohl einzelner Städte oder Landschaften berechnet, und fast schien es, als sollten die Deutschen durch den Fluch ihres Partikularismus verhindert werden, die große Erfindung mit großem Sinne zu benutzen. Da trat Friedrich List hervor mit dem Plane eines zusammenhängenden, ganz Deutschland umfassenden Eisenbahnnetzes und zeigte durch die That, durch die glückliche Vollendung einer großen Bahnlinie, daß sein dem Durchschnittsmenschen fast unfaßbares Ideal sich verwirklichen ließ. Als der Bahnbrecher des deutschen Eisenbahnwesens erwarb er sich sein größtes Verdienst um die Nation, seine Stellung in der vaterländischen Geschichte. Als er vor Jahren für die deutsche Zolleinheit gearbeitet, hatte er doch nur mutig ausgesprochen, was die Mehrzahl der Zeitgenossen schon ersehnte, und in der Wahl der Mittel vielfach fehlgegriffen; jetzt aber, mit seinen Eifenbahnplänen, eilte er allen Landsleuten weit voraus und bewährte überall die geniale Sicherheit feines Seherblicks.
Ein gütiges Geschick führte ihn endlich nach Leipzig, eben in dem Augenblicke, da die Bürgerschaft dem Anschluß an den Zollverein entgegensah und, ohne Wasserstraßen wie sie war, ängstlich nach neuen Verkehrswegen suchte. Hier oder nirgends, das sah er auf den ersten Blick, mußte der Grundstein des deutschen Eisenbahnsystems gelegt werden: wertn hier mit den Kapitalien der bedrängten reichen Handelsstadt eine große Verkehrsbahn entstand, so konnte ihr in dem gewerbreichen Lande
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Paul_Denis Friedrich_List Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs-Kanal Deutschland Leipzig
— 295 —
diesen die Maler Cornelius und Kaulbach, der Bildhauer Rauche der Dichter Friedrich Rückert und der Musiker Felix Mendels-sohn-Bartholdy hervor. Die ausgezeichnetsten Gelehrten wurden an die Berliner Hochschule berufen, größere wissenschaftliche Reisen der Gelehrten förderte der König in jeder Weise. Aus dre Erwerbung von Bücherschätzen, von Denkmälern des Altertums, sowie auf die Errichtung wissenschaftlicher Institute ließ er große Summen verwenden. Eine Reihe der herrlichsten Bauwerke verdankt Friedrich Wilhelm Iv. ihre Entstehung oder Wiederherstellung. Außer dem Dom zu Cöln und der Zollernburg stnd unter anderem zu nennen: die Berliner Schloßkapelle mit ihrer Riesenkuppel, der Hochmeistersitz Marienburg und das Bergschloß Stolzenfels am Rhein. In Trier ließ der König eine römische Basilika für die Zwecke des evangelischen Gottesdienstes einrichten. Die Erneuerung des größten Bauwerks aus der Karolingerzeit, des Münsters zu Aachen, förderte er durch Schenkung von neuen Säulen und Glasgemälden. Unter seiner Regierung wurden auch die ersten eisernen Eisenbahnbrücken (bei Dirschau über die Weichsel und bei Cöln über den Rhein) gebaut.
§ 308. Friedrich Wilhelms Iv. Lebensabend und Tod.
Preußen erwarb 1850 die hohenzollernschen Lande, indem die beiden daselbst regierenden Fürsten zu Gunsten des Königs abdankten. Durch den Ankauf des Jadebusens an der Nordsee konnte ein Kriegshasen für die gegründete preußische Flotte errichtet werden. Dagegen trat der König das Fürstentum Neuen-burg an die Schweiz ab.
Friedrich Wilhelms Iv. Tätigkeit war nirgends ausdauernder als in der kirchlichen Richtung. Die Belebung des christlichen Glaubens lag ihm vor allem am Herzen. Von seinem srommen Sinn legen zahlreiche Kirchen Zeugnis ab, in Berlin allein sind mehr als zwanzig neue Gotteshäuser zum größten Teil aus seine Veranlassung und mit seiner tätigen Beihülfe erbaut worden. So machte er seinen Wahlspruch: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen", zur Wahrheit. Auch die Bestrebungen der „inneren Mission" förderte er nach allen Kräften. Das Krankenhaus Bethanien in Berlin ist in jeder Beziehung sein Werk.
Im Jahre 1857 erkrankte der König so bedenklich, daß er die Regierungsgeschäste seinem ältesten Bruder, dem Prinzen Wilhelm, vorläufig übertragen mußte. Da der König nicht genas, so trat der Prinz von Preußen am 9. Oktober 1858 die selbständige Regentschaft an. Damit endete die Regierung Friedrich Wilhelms, aber noch nicht sein Leiden. „Lang Leid, lang Leid", so kennzeichnete der duldende König selbst seinen
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Extrahierte Personennamen: Cornelius Friedrich_Rückert Friedrich Felix_Mendels-sohn-Bartholdy Felix Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Wilhelm Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Kaulbach Bergschloß_Stolzenfels_am_Rhein Trier Aachen Rhein Nordsee Fürstentum_Neuen-burg Berlin Bethanien Berlin
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Extrahierte Personennamen: Brüssel_Mechelnch Peter_Paul_Rubens Anton_van_Dyck Rembrandt Peter_d
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Ausfuhr umfaßt Wein, Südfrüchte, Seide, Öl, Korallen-, Marmor- itui>
Glaswaren, Strohgeflechte, die Einfuhr Kolonialwaren, Getreide, Webwaren
und Maschinen.
§ 53. Staaten, Verfassung, Bewohner und Städte. Die Apennin-
Halbinsel enthalt:
ein Erbkönigreich (Italien) und
eine Republik (San Marino^).
Das Königreich Italien ist etwas größer als das halbe deutsche Reich
und übertrifft es an Volksdichte. Es ist eine konstitutionelle Monarchie
mit 2 Kammern (Senat und Deputiertenkammer). Die sehr arbeitsame und
bedürfnislose Bevölkerung ist romanischen Stammes und katholischer Kon-
session. Im ganzen Lande, besonders aber in Unteritalien und Sieilien,
herrschen große Armut, viel Unbildung und Aberglauben.
Städte der lombardischen Tiefebene:
1. Turin am Po, Fabrikstadt für Seiden-, Woll- und Banmwollgewebe;.
Endpunkt der Mont Cenis-Bahn.2)
2. Mailand, erste Handels- und bedeutendste Fabrikstadt Oberitaliens,
im Mittelpunkte des ganzen Verkehrs der Poebene (10 große Landstraßen,
8 Eisenbahnen und 3 Kanäle kreuzen sich hier); Mittelpunkt der Seiden---
indnstrie; erster Börsenplatz Italiens. Prachtvoller gotischer Dom ans Mar-
mor. — Südlich davon Pavia, alte Nebenbuhlerin Mailands, mit berühmter
Universität.
3. Verona an der Etsch, die wichtigste der ehemals von den Öfter-
reichern zur Behauptung Venetiens befestigten Städte (Festungsviereck, dar-
unter Mautua noch heute Festung^).
4. Venedigs), Lagunenstadt am adriatischeu Meere, reich an Kunst-
schätzen und schönen Gebäuden (Dogenpalast, Markuskirche). Der Handel ist
unbedeutend, von Gewerben werden Goldwaren- und Glasindustrie und die
Mosaikkunst gepflegt.
J) San Marino, von dem Einsiedler Marinns im 4. Jahrhundert auf einer An-
höhe im mittleren Italien gegründet, ist der älteste Staat in Europa und steht unter dem
Protektorate Italiens. Die 59 qkrn große Republik hat 8000 Einwohner.
2) Diese Linie setzt sich fort über Alessandria — Bologna nach Brindisi (die Ostküste
begleitend), über Alessandria — Rom nach Neapel (auf der Westküste). In die Strecke Alessan-
dria -— Brindisi münden in der Lombardei: die St. Gotthard-Bahn (über Mailand), die
Brenner Bahn (über Mantua) und die Semmering-Bahn (über Venedig).
") Gedicht: Andreas Hofer, von Mosen.
4) Venedig („die Schöne"), durch Ansiedlnng von Flüchtlingen beim Einfall der
Hunnen in Italien (452 n. Chr.) entstanden, liegt auf 120 Inseln. Es ist mit dem Fest-
lande durch eine 4 km lange Eisenbahnbrücke verbunden. 150 Kanäle bilden die Verkehrs-
straßen, darunter der Canal grande. Im Mittelalter eine Republik und erster Handelsstaat
der Welt.
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